Echtleder ist eines der widerstandsfähigsten und langlebigsten Materialien, wenn es um die Herstellung von Accessoires und Bekleidung geht. Die richtige Lederpflege vorausgesetzt, werden Echtlederwaren zu lebenslangen Begleitern und können sogar – als Produkt mit emotionalem Wert – von Generation zu Generation weitergegeben werden. Schon früh in der Entwicklungsgeschichte hat der Mensch gelernt, Tierhäute haltbar zu machen. So konnte er dieses faszinierende und vielseitige Material nutzen, um sich zu schützen und zu wärmen.

 

Wie robust ist Leder?

Unter den verschiedenen Lederarten gibt es deutliche Unterschiede, was deren Widerstandsfähigkeit betrifft. Grundsätzlich sind Glattlederarten robuster als Rauleder. Zu Raulederarten gehören alle Echtleder mit einer geschliffenen, samtigen Oberfläche. Durch ihre aufgeraute Oberfläche sind sogenannte Vollleder und Spaltleder empfindlicher gegenüber Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit oder Staub und müssen deshalb besonders intensiv gepflegt und gut imprägniert werden. Hierbei zu beachten, Glattleder und Rauleder benötigen unterschiedliche Pflegemittel.

VON DER HAUT ZUM LEDER

Um die Eigenschaften von Echtleder zu verstehen, hilft es, einen genaueren Blick auf die Herkunft und Herstellung des Naturprodukts zu werfen: Echtleder ist ein organisches Produkt und wird in der Regel aus der Haut von Rindern, Kälbern, Ziegen, Lämmern, Schweinen, Hirschen oder Pferden hergestellt. Die meisten dieser Tierhäute stammen von „Abfallprodukten“ der Lebensmittelindustrie.

Die Oberfläche von Glattleder besteht aus feinen, festen Hautfasern. Da auf dieser Seite des Leders das Fell des Tieres war, wird sie auch Ledernarbung genannt. Durch die charakteristische Struktur der Lederoberfläche, die sogenannte „Narbung“, wird ebenfalls von der „Narbenseite“ des Leders gesprochen. Sie gilt als hochwertigste Schicht des Leders und ist der Grund, weshalb Glattleder besonders reißfest und unempfindlicher gegen Schmutz und Feuchtigkeit ist.

Rauleder wird grob in Nubukleder und Veloursleder unterschieden. Bei der Herstellung von Nubukleder wird die Narbenseite des Leders aufgeraut, wodurch eine samtige Oberfläche entsteht. Veloursleder wird aus dem „Fleischspalt“ des Leders hergestellt.

DIE QUALITÄT MACHT DEN UNTERSCHIED

Unabhängig von der Lederart macht auch die Lederqualität einen entscheidenden Unterschied. Spaltleder zum Beispiel sind während des Gebrauchs nicht so widerstandfähig wie Vollleder. Deshalb lohnt es sich bei der Frage nach der Widerstandsfähigkeit von Echtlederwaren immer, etwas genauer hinzusehen.

 

DIE QUALITÄT VON ECHTLEDER: KLEINE BEGRIFFSKUNDE

Full Grain Leder

Vollnarbiges Leder wird im Fachjargon „Full Grain Leder“ genannt. Diese Bezeichnung markiert die hochwertigste Lederqualität. Das Leder stammt in diesem Fall aus dem Teil der Haut, der an oberster Stelle direkt unter dem Fell des Tieres saß: Der Narbenseite oder Haarseite. Diese Schicht besitzt die höchste Gewebedichte und kann pflegende Öle und Fette besonders gut aufnehmen, was sie besonders elastisch und widerstandsfähig macht.

Die Oberfläche des Full Grain Leders wurde nicht abgeschliffen, sie ist also vollständig und unversehrt. Die natürliche Narbe des Echtleder bleibt erhalten.

Da nur begrenzte Teile der Haut zu Full Grain Leder verarbeitet werden können, ist dieses robuste und hochwertige Echtleder relativ teuer in der Herstellung. Full Grain Leder-Produkte sind somit besonders wertvoll, aber auch sehr langlebig und überdauern – bei entsprechender Pflege – Jahrzehnte.

 

Top Grain Leder

Den nächsten Rang in der Hierarchie der Lederarten nimmt das Top Grain Leder ein. Hier wird die Narbenseite des Echtleders leicht angeschliffen, wodurch ein samtiger Griff und eine einheitliche Oberfläche entstehen. Allerdings verliert das Leder durch diese Art der Verarbeitung etwas Stabilität. Top Grain Lederwaren sind noch immer sehr hochwertig, sie sind aber etwas weniger robust und schmutzempfindlicher als Echtlederwaren aus Full Grain Leder.

 

Genuine Leather 

Wörtlich übersetzt steht der Ausdruck „Genuine Leather“ für „echtes Leder“, wodurch der Eindruck naheliegt, dass es sich hierbei um ein besonders hochwertiges Echtlederprodukt handelt. Tatsächlich ist jedoch genau das Gegenteil der Fall: Diese Leder wird auch Spaltleder genannt und fällt als Abfallprodukt bei der Herstellung hochwertiger Lederwaren an. Durch Spaltung wird die Narbenseite von der Fleischseite „abgespalten“. Aus der oberen, dichten Hautschicht entsteht das hochwertige Full Grain Leder. Die untere Schicht wird zu Genuine Leder verarbeitet, beispielsweise Velourleder oder Spaltleder mit PU-Beschichtung. Seine Struktur weist eine geringere Dichte auf und ist daher weniger robust.

WEITER QUALITÄTSFAKTOREN FÜR DIE ROBUSTHEIT VON ECHTLEDERWAREN

Neben der Frage, welche Lederschicht wie verarbeitet wurde, nehmen noch weitere Faktoren Einfluss auf die Qualität des Leders. Dazu gehören beispielsweise das Alter, Geschlecht, Ernährung und Haltung des Tieres genauso wie das Klima, in dem das Tier gelebt hat. Auch die verschiedenen Gerbarten spielen eine große Rolle der Widerstandsfähigkeit.

 

Einfluss des Alters
Wie auch die menschliche Haut, verliert die Tierhaut mit dem Alter zunehmend an Elastizität. Daher sind Echtlederwaren aus Häuten von jüngeren Tieren hochwertiger und robuster als die von älteren Tieren.

 

Einfluss des Geschlechts
Das Gewebe männlicher Tiere und weiblicher Tiere, welche noch nicht trächtig waren, weist in der Regel ein dichteres Fasergefüge und eine feinere Narbung auf. Dadurch sind Echtlederwaren, die aus männlichen Häuten hergestellt wurden, oft robuster.

 

Einfluss der Tierhaltung
Auch die Frage, wo und wie das Tier gelebt hat, spielt eine Rolle für die spätere Lederqualität. Leder von Tieren aus Weidehaltung ist robuster und hochwertiger, da sich diese Art der Haltung positiv auf das Gefüge der Tierhaut auswirkt.

 

Einfluss der Ernährung
So wie auch unsere Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf unser Hautbild hat, wirkt sich gesunde Nahrung auch auf die Qualität des Leders aus. Je gesünder und ausgewogener die Ernährung des Tieres ist, desto hochwertiger ist später das Leder.

 

Einfluss des Lebenslaufs des Tieres
Es überrascht wohl kaum, dass die Haut weiblicher Tiere, die viele Junge geboren haben, weniger Elastizität und Spannkraft aufweist. Doch auch bei den Männchen wirkt sich die sexuelle Aktivität auf die Stabilität des Fasergefüges aus: Kastrierte Ochsen haben tendenziell ein feineres Hautgefüge als Zuchtstiere.

 

Einfluss des Klimas
Nicht nur für Qualität von Wollfasern ist ein raues Klima zuträglich. Auch auf die Hautqualität hat ein kaltes Klima positive Auswirkungen.

DIE RICHTIGE PFLEGE

Wie auch die menschliche Haut kann Leder pflegende Fett und Öle gut aufnehmen. Die richtige Pflege hilft, Echtlederwaren robust zu halten und ihre Elastizität und Widerstandsfähigkeit zu aufrechtzuerhalten.

Es lohnt sich also, in Lederqualität zu investieren und diese regelmäßig zu pflegen. Echtlederwaren aus hochwertigem Leder, die richtig gepflegt und imprägniert werden, sind extrem robust und können Jahrzehnte überdauern, die ihnen Patina verleihen, aber nichts an Schönheit einbüßen lassen.